Spiritualität & Religion

Religion

Lange Zeit habe ich die christliche Kirche komplett abgelehnt. Was ich in meiner Kindheit davon mitbekommen hatte, war für mich unverständlich und bedeutungslos. Die Zeremonien, die Predigten und z.T. auch die Gemeinde wirkten auf mich aufgesetzt und scheinheilig. Erst sehr viel später habe ich durch die Lehre von Eckhart Tolle verstanden, dass es hinter der christlichen Lehre einen wahren Kern gibt, der durch die Institution Kirche leider immer mehr verzerrt worden ist. Und dass dies derselbe wahre Kern ist, auf den auch andere Religionen und spirituellen Lehren hinweisen.

Religionen und wahrer Kern
Spirituelle Lehren, Religionen und Wahrheit

Ich habe das in der Grafik versucht darzustellen. Jede Religion und spirituelle Lehre hat ihren eigenen Wortschatz, ihre eigenen Gebräuche und Symbole, um auf den wahren Kern hinzuweisen und Zugang zu ihm zu finden. Und jeder Religion und jedem spirituellen Lehrer gelingt das unterschiedlich gut, was natürlich auch abhängig von der jeweiligen Gemeinde bzw. dem Schüler ist. Wichtig dabei ist, dass die Lehre selbst nicht der wahre Kern ist. Sie deutet lediglich darauf hin. Das versucht auch das folgende buddhistische Sprichwort auszudrücken: Der Finger, der auf den Mond zeigt, ist nicht der Mond. Denn um zu wissen, was das ist, was im Christentum z.B. Gott genannt wird, ist es notwendig, dies unmittelbar zu erfahren, anstatt nur darüber zu sprechen.

Was ist der wahre Kern?

Das ist natürlich die essentielle Frage, und wenn diese so einfach zu beantworten wäre, gäbe es vermutlich nicht so viele Lehren und Religionen. Man kann, wie auch ich hier, versuchen, ihn mit Worten zu beschreiben, aber die unmittelbare Erfahrung wird, wie oben bereits beschrieben, dadurch nicht ersetzt. Mir persönlich gefällt der Ansatz im Buddhismus sehr gut: Nimm alles Unwahre weg, dann bleibt nur das Wahre übrig (Nirvana). Was ist dann das Unwahre? Alles, was mich daran hindert, das Wahre unmittelbar zu erfahren. Und das wiederum ist – um mit den Worten von Eckhart Tolle zu sprechen – unser Verstand, der nicht aufhören kann zu denken. Das heißt das Denken hindert uns daran, die Wahrheit unmittelbar zu erfahren.

Warum ist das Denken ein Hindernis?

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Unser Verstand versucht alles zu benennen, zu verstehen und zu vergleichen. Damit ist er auch ein wunderbares Instrument. Allerdings haben wir gelernt, unser Denken – d.h. unsere Vorstellung von uns und der Welt – mit dem gleich zu setzen, was wir und die Welt sind. Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich. Dies ist nach der Lehre von Eckhart Tolle der zentrale Irrtum der Menschheit. Denn ich bin das wahrnehmende Bewusstsein, das – neben unseren Sinneseindrücken – auch wahrnehmen kann, was ich denke. Was ich denke, ist wiederum häufig nicht bewusst und ein Akt unseres Willens, sondern konditioniert aus unserer Vergangenheit. Dazu gehören auch gedankliche Bewertungen von Situationen, die oft zu sehr emotionalen Reaktionen darauf führen und unser menschliches „Drama“ erst ermöglichen.

Was liegt hinter dem Denken verborgen?

Wenn wir es also schaffen, unsere Gedanken bewusst zu beobachten und den Fluss der Gedanken zeitweise zu unterbrechen (was gerade als Nerd gar nicht so einfach ist), dann kommt das zum Vorschein, was der Verstand nur benennen, aber nicht fühlen kann: innerer Frieden, Liebe, Freude, Eins-Sein mit der Welt, unser wahres Selbst – oder wie auch immer man dieses „Gefühl“ beschreiben möchte. Dieses – flapsig ausgedrückt – „Ausschalten des Gehirns“, das uns viel unbeschwerter sein lässt, versuchen Menschen z.B. durch Meditation zu erreichen, aber auch durch Alkohol oder Drogen. Letzterer Ansatz hat allerdings den Nachteil, dass er uns auf eine unbewusste Ebene zurück wirft, und wir uns nach dem Abklingen der Wirkung noch viel schlechter fühlen.

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Mittlerweile betrachte ich Religionen aus einer anderen Perspektive, zugleich kritisch als auch mit Verständnis. Eckhart Tolle zeigt in seinen Büchern viele Parallelen zwischen den Lehren auf, aber seine Worte sind für mich als moderner, logisch denkender Mensch am verständlichsten und haben mir geholfen, auch zu einem gewissen Grad die unmittelbare Erfahrung „dahinter“ zu machen. Ohne diese Erfahrung kann jede Lehre auch selbst zum Hindernis werden, wenn wir uns so sehr mit ihren Inhalten identifizieren, dass wir im schlimmsten Falle sogar vor emotionaler oder körperlicher Gewalt nicht zurückschrecken, um andere von „unserer“ Lehre zu überzeugen – wie es in der Geschichte der Menschheit schon oft passiert ist.

Wie seht ihr spirituelle Lehren und Religionen? Sind sie für euch eher eine Hilfe, oder seht ihr sie skeptisch?

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