
Wie wäre es, wenn das Leben ein Computerspiel wäre?
Ich habe mich schon oft gefragt, warum Millionen von Menschen so gerne Computerspiele spielen. Auch ich habe schon sehr viel Zeit mit Computerspielen verbracht, von Strategie-Spielen über Adventures bis zum Ego-Shooter. Manche Leute verbringen so viel Zeit mit Spielen wie World of Warcraft, dass sie sich dort regelrecht ein zweites Leben aufgebaut haben. Es muss also Aspekte geben, die diese Computerspiele interessanter, angenehmer oder ganz einfach besser machen als das „reale Leben“.
Auf der anderen Seite habe ich häufig darüber nachgedacht, warum das „reale Leben“ nicht genauso spannend wie ein Computerspiel sein kann. Früher, dachte ich, als die Menschen noch in Höhlen lebten, muss das Leben bestimmt abenteuerlicher gewesen sein. Vielleicht haben sie sich auch einfach nicht so viele Sorgen gemacht wie wir und konnten sich über einfache Dinge mehr freuen; auf jeden Fall war das Leben nicht so kompliziert. Mittlerweile weiß ich, dass die Probleme in unserem Leben – Stress, Sorgen, Langeweile usw. – eine Schöpfung unseres Verstandes sind, der mit seinem ständigen Gedanken-Lärm das eigentliche Leben verdeckt. Diese Wahrheit ist ausführlich in den Büchern von Eckhart Tolle beschrieben.
Durch das Lesen und Hören der Bücher von Eckhart Tolle ist mir die Vorstellung des Lebens als Computerspiel gekommen und ich habe zunehmend Parallelen festgestellt und Rückschlüsse gezogen. Natürlich ist dies nur ein Denk-Konstrukt, aber es kann helfen, eine andere Perspektive zum Leben zu entwickeln. Zudem wird der ein oder andere Leser vielleicht motiviert, sich näher mit spiritueller Literatur, insb. den Büchern von Eckhart Tolle zu beschäftigen.
Was ist besser an Computerspielen?
Warum können Computerspiele also überhaupt „besser“ sein als das reale Leben? Warum setzen wir uns mit Lust an den Computer und sind oft schlecht gelaunt, wenn wir wieder zurück zum „Ernst des Lebens“ müssen? Mir sind bei dieser Frage diverse Aspekte eingefallen:
- Freie Wahl. Wir können uns das Computerspiel aussuchen, das wir spielen möchten, je nachdem, was wir als nächstes erleben möchten.
- Sicherheit. Während unser Held Höhen und Tiefen erlebt, Herausforderungen meistert oder daran scheitert, sitzen wir bequem vor dem Computer – mit dem Wissen, dass uns selbst nichts davon wirklich berühren oder Schaden zufügen kann, selbst wenn der Held verletzt wird oder stirbt.
- Fokus auf den Moment. Insbesondere bei Action-geladenen Titeln – bspw. einem Shooter – sind wir ganz präsent im aktuellen Moment. Wir bereuen nicht, was in der Vergangenheit geschehen ist oder machen uns Sorgen über die Zukunft. Wir machen das beste aus der Situation, gehen im Geschehen auf und verschwenden keine Zeit mit unnötigen Gedanken. Selbst bei Strategie-Spielen beschäftigen wir uns zwar mit Planung, machen uns aber keine Sorgen, was uns geschehen könnte, wenn sie nicht funktionieren.
- Spannung. Die Welt, wie wir sie in Computerspielen vorfinden, ist meist spannend zu erkunden. Sie hat ihre eigenen Regeln und Geheimnisse. Es können jederzeit unvorhergesehene Dinge passieren und die Umwelt ist voller Leben – von einer fleischfressenden Pflanze bei Super Mario bis zu einem plötzlich aus der Unsichtbarkeit auftauchenden Fahrzeug bei Command & Conquer.
- Die richtigen Dinge zur richtigen Zeit. Das Computerspiel bietet Herausforderungen, die wir meistern können. Der Schwierigkeitsgrad basiert häufig auf unserer Präferenz oder den vorherigen Leistungen. Dinge, Personen oder Wissen kommen genau dann ins Spiel, wenn wir sie oder es benötigen. Wenn ich bspw. bei Monkey Island die schmutzige Wäsche eines Bösewichts benötige, kann ich mir sicher sein, dass ich nur die vorhandenen Mittel geschickt kombinieren muss, um an den Abholschein für die Wäscherei zu kommen.
- Andere Fähigkeiten. In Computerspielen können wir meist Dinge tun, die wir im realen Leben nicht tun können. Sei es der Herrscher einer Zivilisation über mehrere Jahrtausende zu sein, ein Raumschiff zu fliegen oder schwer bewaffnet in einen Krieg zu ziehen.
- Gewinnen. Meistens stehen wir spätestens zum Ende eines Computerspiel heldenhaft dar. Wir haben die Prinzessin gerettet, die Gegner bezwungen, oder alle Rätsel gelöst. Oder unser Status in einer Online-Community ist gestiegen.
- Soziale Gemeinschaft. Gerade bei den sog. „Massively Multiplayer Online Role-Playing Games“ (MMORPGs) wie World of Warcraft entstehen starke Gemeinschaften zwischen einzelnen Spielern, die sich zusammenschließen, gegenseitig helfen und verteidigen und gemeinsam in die Schlacht ziehen.
Geht das auch im realen Leben?
Was wäre nun, wenn einige dieser Faktoren auch auf unser reales Leben zutreffen würden? Dass wir das nur erkennen müssten, bevor wir es genießen könnten wie ein Computerspiel? Zum Beispiel…
- Freie Wahl. Nehmen wir einmal an, dass wir dieses Leben frei gewählt haben, weil wir genau dieses Leben „erleben“ wollten. Dann wäre unsere Einstellung gegenüber diesem Leben gewiss eine andere.
- Sicherheit. Wenn wir wüssten, dass die Geschehnisse in unserem Leben unserem eigentlichen Selbst nicht im Geringsten etwas anhaben könnten, egal wie es verläuft – würden wir dann nicht viel freier und unbeschwerter handeln? Sicherlich würden wir nicht bewusst lebensgefährliche Handlungsweisen an den Tag legen, da das Leben dazu zu wertvoll ist. Aber gerade bei Themen, die uns im Alltag Angst machen und Sorgen bereiten, könnten wir viel gelassener und mit mehr Freude agieren.
- Fokus auf das Jetzt. Mit dem Wissen, dass uns Kummer über die Vergangenheit oder Sorgen über die Zukunft nichts nützen, könnten wir uns ganz auf das Jetzt konzentrieren und voll im Geschehen – unserem eigentlichen Leben – aufgehen.
- Spannung. Wenn wir die Welt – all das, was wir sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen – mit einer starken Wachheit wahrnehmen würden, wenn wir Leben in allen Dingen entdecken würden, die uns umgeben, und alles mit Interesse erkunden würden, wäre die Welt unglaublich spannend und nicht so langweilig, wie wir sie durch unseren Verstand häufig wahrnehmen.
- Die richtigen Dinge zur richtigen Zeit. Wenn wir wüssten, dass uns das Leben immer genau die Herausforderungen präsentiert, die wir zu dem jeweiligen Zeitpunkt bräuchten, und der jetzige Moment immer genau die Mittel bereithalten würde, um sie zu meistern, würde das unsere Motivation und Freude daran steigern.
Ich meine, dass die genannten Punkte auf unser reales Leben zutreffen können und wir es damit erst wirklich leben und genießen können. Natürlich können Computerspiele genauso dazu gehören. Aber gerade das Leben außerhalb von Computerspielen kann einfacher, spielerischer und reichhaltiger werden. Dazu ist lediglich ein innerer Wandel notwendig, wie ihn Eckhart Tolle in seinen Büchern beschreibt und der in dieser Zeit mehr und mehr Menschen erreicht.
Wie seht ihr das? Was begeistert euch besonders an Computerspielen, was ihr im realen Leben nicht habt? Und meint ihr, daran lässt sich etwas ändern?